Die „anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ ist durch andauernde quälende Schmerzen über mehrere Monate gekennzeichnet. Eine körperliche Ursache, welche die Beschwerden erklärt, wird nicht gefunden.
Die Schmerzen bestehen oft gleichzeitig in mehreren Regionen: Kopf, Rücken, Schulter, Arm, Brust, Bauch oder Unterleib.
Oft kommen auch „psychovegetative“ Begleiterscheinungen wie Schwindelgefühle, Magen-Darm-Beschwerden, Schwitzen, Unruhe oder Herzrasen vor. Betroffene machen häufig eine wahre Arzt-Odyssee durch. Sie werden häufig untersucht, machen sich Hoffnungen, dass endlich eine körperliche Ursache gefunden wird, und werden immer wieder enttäuscht: „Sie haben nichts.“ Da sie ihre Schmerzen nicht zuordnen können bzw. nicht verstehen sind Betroffene oft hilfloser als Patienten mit einer nachgewiesenen Schädigung. Ursache ist eine Störung der Schmerz- und Stressverarbeitung, sie sind stress- und schmerzempfindlicher als andere Menschen. Häufig bestanden Mangelsituationen oder Verlusterfahrungen früh im Leben, sozialer Stress in der Ursprungsfamilie mit körperlicher oder seelischer Misshandlung, Missbrauch oder emotionaler Vernachlässigung. Im späteren Leben können dann körperliche oder psychosoziale Auslöser, wie beispielsweise Mobbing am Arbeitsplatz oder Grenzverletzungen zu einer Reaktivierung führen.
Die üblichen Schmerzmittel bringen meist keine oder allenfalls eine sehr kurzfristige Schmerzlinderung. Der Schmerz drückt stellvertretend verdrängte Emotionen aus. Es hilft, wenn es gelingt, andere neue Ausdrucksformen für unerträgliche Gefühle zu finden und über weit zurückliegende, aber immer noch belastende Ereignisse, Kränkungen, Enttäuschungen oder Verluste zu sprechen. Hilfreich ist daher Psychotherapie. Häufig kann der Betroffene dann die eigenen Bedürfnisse und Wünsche besser spüren und die Selbstfürsorge verbessern. Wichtig ist zu lernen, Überforderungssituationen schneller zu erkennen und sich vor ihnen zu schützen.