Wie kann man sich das Zusammenspielen von Körper und Psyche erklären?
- Teufelskreis
Ein Schmerz verursacht Stress. Dieser Zusammenhang besteht aber auch umgekehrt. Stress führt über eine vermehrte Muskelanspannung zu mehr Schmerzen. Schon frühkindlicher Stress kann zu einer erhöhten Hormonausschüttung führen. Die Stress-Achse ist gestört und wird empfindlicher für spätere Stressbelastungen.
- Dysfunktionale Gedanken
Zum Beispiel erlernte Neigung zum Katastrophisieren:
“ Ich kann nichts tun, um meine Schmerzen zu lindern“
“ Ich habe Angst, dass die Schmerzen immer schlimmer werden“
“ Ich kann nicht aufhören, an die Schmerzen zu denken“
- Schmerzverhalten
Manchmal schonen sich Betroffene mehr, als es aufgrund der Schädigung notwendig wäre. Es besteht eine große Angst vor den Schmerzen oder die Befürchtung, sich durch eine bestimmte Bewegung zu schädigen, daher wird dann Bewegung vermieden. Dies führt zu weniger Aktivität und zu Schonhaltungen, was wiederum das Selbstvertrauen schwächen kann. hervorruft.
Andererseits kann der erlebte und nicht verkraftete Kontrollverlust über den eigenen Körper auch zu einer kompensatorischen Überaktivität führen, welche ebenfalls schädlich sein kann.
- Identische Hirnregion
Schmerz und Stress und Emotionen werden in der nahezu identischen Gehirnregion verarbeitet, verstärken sich damit gegenseitig. - Innere Konflikte
Wenn starke innere Konflikte bestehen, dann können auch eigentlich gesunde psychische Funktionen vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Manchmal wird eine gefühlsmäßige Überflutung mit Hilfe einer körperlichen Symptomatik vermieden oder ausgedrückt: der Körper schreit quasi um Hilfe.
Gerade bei körperlichen Beschwerden bestehen manchmal tieferliegende Grundkonflikte: Abhängigkeit oder Autonomie, Geborgenheit oder Selbstbestimmung, Versorgt werden oder Unabhängigkeit, Unterwerfung oder Kontrolle.
- Fähigkeiten
Durch bestimmte lebensgeschichtliche Entwicklungen können einzelne Fähigkeiten gelitten haben. Gestört sein kann zum Beispiel die Fähigkeit eigene Fantasien entwerfen zu können und zu nutzen, die Fähigkeit zur eigenen Körperwahrnehmung, die Fähigkeit eigene Gefühle zum Ausdruck zu bringen, die Fähigkeit zur Bindung, die Fähigkeit für sich sorgen, sich zu beruhigen, sich zu trösten, zu helfen, zu schützen, für sich eintreten zu können, die Fähigkeit sich emotional an andere binden zu können, Hilfe annehmen zu können und die Fähigkeit, sich aus Bindungen lösen und Abschied nehmen zu können.
Auch dann kann der Körper kompensatorisch reagieren.
- Trauma
Ein vergangenes Trauma spielt häufig eine große Bedeutung in der Entwicklung chronischer Schmerzen. Durch Gewalt oder Vernachlässigung kommt es häufig zu langfristigen Auswirkungen auf das Gehirn. Ein Trauma ist ein Ereignis, das die eigene Fähigkeit, es zu bewältigen übersteigt, insbesondere dann, wenn man niemanden hat, der einen beschützt. Wenn man eine tiefe Hilflosigkeit erlebt hat, dann wird das eigene Nervensystem überwältigt. Der Betroffene reagiert dann später körperlich und mit seinem hormonellen Stresssystem weiterhin so, als ob das Trauma immer wieder stattfindet. Insbesondere dann, wenn Vertrauenspersonen( zum Beispiel die Eltern), die einen eigentlich beschützen sollten, zur Quelle einer Gefahr wurden, kommt es häufig zu einer langfristigen Störung. Personen, die diese Erfahrung gemacht haben, wollen vergessen, was passiert ist. Dies kann eine Überlebensstrategie sein. Aber der Körper vergisst nicht und reagiert immer wieder in Situationen, die dem früher Erlebten ähneln so, als ob das eigene Leben erneut in Gefahr ist. Das Trauma hat sich im Körper als emotionale Reaktion festgesetzt.